LYRIK
H.E. LAUERER
Trauerkarten
Immer öfter schreibe ich
ich fühl´ mit dir und denk an dich
bin traurig und total erschüttert
aufgewühlt und sehr verbittert
dass Gevatter Tod
durch das Leben wird gefüttert
Das erlischt so wie ein Licht
dessen Schein sich nicht mehr bricht
in der ew´gen Dunkelheit
ein Licht, das keinen Weg mehr zeigt
verwesen und vergessen werden
ist das der Preis fürs Sein auf Erden?
Ist Leben wirklich vorbestimmt
oder ist es Selbstzweck nur
ist Tod nichts weiter als Natur?
Ist Liebe nur ein Hoffungsschimmer,
ein Strohhalm und ein Selbstbetrug
ein schizogener Trostgewinner?
Was schreibet man auf Trauerkarten?
In inniger Verbundenheit und
dass die Zeit die Wunden heilt?
Ja, dass der Himmel auf uns wartet
und dort der, dem die Trauer gilt,
und man mit dessen Lieben fühlt?
Floskeln, Phrasen schreibt die Hand
„das Herz ist traurig, trüb der Sinn“
Je nachdem wie nah uns stand
dessen Tod wir sehr beklagen
auf Trauerkarten, die wir schreiben
an die, die hier im Leben bleiben
Doch eines wird nicht aufgeschrieben
wird verschwiegen und verdrängt
unsre eigne Sterblichkeit
ist was der Tod uns täglich zeigt
das Ende rückt schon nah und näher
doch keiner will es kommen seh´n
Da ist es besser und bequem
lieber nicht nach vorn zu seh´n
und den Tod ganz tot zu schweigen
so betrachtet hieß es schreiben:
In verdrängter Angst um mich
schreib die Karte ich an dich
HEL
Juni 2011