LYRIK
H.E. LAUERER
Selbstgespräche
Trink mehr als man trinken sollte
Bacchus ist mein Intimus
schelte mich, ein Gläschen noch,
dann ist aber wirklich Schluss!
Corona ist kein Grund zu trinken
Melancholie ertränkt man nicht,
verschoben war noch nie behoben
trinken ist wie selbstbelogen -
das glaube ich heute Abend nicht
heute schlucke ich das Grübeln,
mag ich auch morgen dafür kübeln,
heut` will ich nicht traurig sein
nicht missverstanden und allein
heute will ich an mich glauben
mich keiner Illusion berauben
heut will ich fühlen, schmerzbefreit;
denken ohne Selbstmitleid
heut greife ich zur Flasche
denn heut will ich nicht Flasche sein
jetzt fürchte ich nicht Tod und Asche
jetzt atme ich das Schicksal ein
nun nehme ich die tiefen Züge
für alle die ich ewig liebe
für die, die meines Lebens Sinn
denen ich fremd und nahe bin -
das Fremde bin wahrscheinlich ich -,
ich kenne oft ja nicht mal mich
ich weiß nur, dass ich selten lüge
mir die Welt nicht eben gradebiege
weil das alles leichter macht
doch auch vieles seichter macht
wüsste gerne, was ich suche
ob ich zu viel vom Leben will:
nein, nicht das größte Stück vom Kuchen
doch irgendein Erfüllungsziel:
Zufriedenheit und wahre Liebe,
der Liebe hab ich ziemlich viel
und doch hab ich nicht alle Tage
ein ungebremstes Glücksgefühl
die Traurigkeit scheint mein Begleiter
nicht immer, aber unverhofft
die Frage nach des Lebens Sinn
berührt mich leider viel zu oft
Dabei muss ich glücklich sein
und wenn ich denk, ist es mir klar
ich leb mit wunderbaren Menschen
dann lauf ich trotzdem stets Gefahr
vom höchsten Glück ins Nichts zu fallen
ein Weg, ein Schicksalslos von allen?
Ich weiß es nicht, will`s heut nicht wissen
heut will ich keinen reinen Wein
heut will ich mit allen Schwächen
und allen meinen Stärken sein.
Ich liebe Euch und liebe mich
und wünsche mir, es könnte so
für mich, für Euch, für alle Zeiten
so bleiben bis in Ewigkeiten
denn ich liebe Euch
viel mehr als mich
und darauf, ihr Lieben,
trinke ich!
HEL = Hab Euch lieb
03.05.2020
Aus dem Corona-Zyklus