LYRIK
H.E. LAUERER
Löschpapier
Löschpapier, ich wünschte mir,
gelänge für lange Folgendes dir:
Du kannst Sorgen aufsaugen
und Ängste und Dummheit und Ignoranz
und den ganzen Dämonentanz
um den goldenen Wachstumspopanz:
kein „wir brauchen stets mehr, darum macht ihr mal halb“
kein Ringelreih um das Güldene Kalb
kein wir müssen wachsen, über uns weit hinaus
denn sonst wachsen die andern
und mit uns ist es aus
kein drum schaffet und schuftet wie niemals vorher
kein um jeden Preis ein ewiges Mehr
Ach, Löschpapier, ich wünschte von dir,
du löschtest die Ängste verborgen in mir:
Die Angst vor der Krankheit,
vor Armut, vor Verzweiflung und Tod
die Angst nicht zu sehen anderer Not
die Angst stets die leichteren Wege zu geh`n
die Angst zu mutieren aus Egomanie -
Phrasen und Lügen und Hegemonie
emphatisch die Wahrheit verrückt und verdrängt,
und das Logisma in den Lokus versenkt -
bis das Unheil uns dann allen zeigt:
Für euch Menschen genügen winzigste Viren
um Leben und Wohlstand und Verstand zu verlieren.
Ach, Löschpapier verrate mir, was ist nur mit all diesen Menschen hier -
sie bunkern Unmengen Klopapier als wäre das Leben für immer im Arsch,
die Tage ein endloser Trauermarsch.
Gefährdet ist vieles, Gefahr in Verzug, vielleicht ist die Krise ein Schuss vor den Bug,
nicht alles zu machen, nur weil man es kann - die Erde braucht einen veränderten Plan
sonst sind neue Chancen für ewig vertan.
Ach, Löschpapier, ich wünschte mir sehr,
dies Blatt wäre für immer überflüssig und leer!
HEL
26.03.2020
Aus dem Corona-Zyklus