LYRIK
H.E. LAUERER
Krisentagebuch
Ich bin ein Krisentagebuch und habe mir nicht ausgesucht
was in mir geschrieben steht
ich kann euch nur wiedergeben, was das Leben in mich schrieb
durch Menschenfreude, Menschensorgen
Geheime Wünsche und Verlangen, Liebeskummer, Einsamkeit
alles, was das Schicksal schreibt
Todessehnsucht, hellste Freude, schroff gebroch` ne Lebensläufe
hab´ ich mir nicht selbst diktiert
tiefste Armut, Luxusvillen, Ängste, die sich selbst erfüllen
weil der Alb nicht weichen will
Gebeugtes Recht, geheime Zirkel, Lügen bleiben ungestraft
Protest gerät in Beugehaft
Kindertränen, Freudentänze, Glück, dass man nicht fassen kann
vertraut man mir nur selten an
denn ein Krisentagebuch ist Verzweiflung, ist Versuch
seine Ängste zu bezähmen, sich für sich selbst und andre schämen
ganz geheim und still und leise, hochvertraulich und intim
würde ich für immer schweigen, wäre ich nicht, was ich bin:
Ein Krisentagebuch für alle …
HEL
01.04.2020
Aus dem Corona-Zyklus